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Matthäus Wehowski

Matthäus Wehowski
@MattheusWehowsk

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Vor 30 Jahren (Januar 1994) stellte Litauen als erste ehemalige Sowjetrepublik einen Antrag auf Mitgliedschaft in der #NATO. Bis heute ist der Blick auf die sog. "Osterweiterung"einseitig, die Perspektive Ostmitteleuropas fehlt zumeist. Warum wollten Polen/Balten beitreten?/1

1993 war ein Schlüsseljahr der Transformation. Das demokratische Experiment in #Russland kippte - Modernisierung und Reformen kamen zum Stillstand. Nationalismus u. Revanchismus verstärkten sich. In den im April 1993 formulierten "Hauptleitsätzen der Außenpolitik der RF" wurde/2
Osteuropa zur "historischen Interessensphäre #Russland/s" erklärt. Staaten des "nahen Auslands" (ehemalige Sowjetrepubliken) sollten "maximal integriert" werden. Im Baltikum u. der Ukraine läuteten d. Alarmglocken. Der polnische Präsident Wałesa warnte vor einem "neuen 1939"/3
Dass Deutschland Polens Sicherheitsbedenken zu Gunsten Russlands beiseite schob, verstärkte die Ängste nur weiter. Eine Vollmitgliedschaft in der NATO schien die einzige Lösung für nachhaltige Sicherheit - zumal im Dezember 1993 rechtsextreme und revanchistische Kräfte die Duma/4
Wahlen in Russland gewannen. Wahlsieger war der Faschist Wladimir Schirinowski, der eine Wiederherstellung der Sowjetunion als national-russisches Projekt versprach. Vor allem die "slawischen Brüder" müssten dem neuen Russland angeschlossen werden. Die Drohungen waren eindeutig/5
Der polnische Publizist und Redakteur Adam Michnik warnte vor einem neuen russischen Chauvinismus, der eine Mischung aus extremen Nationalismus und Sowjetnostalgie sei. Clinton strebte ursprünglich eine "Partnerschaft für den Frieden" inklusive Russland an. Die Idee scheiterte/6
jedoch an der Sturheit des Kreml und der fehlenden Bereitschaft sich von imperialen "Einflussphären" zu trennen. Die Balten nutzen das Zeitfenster, um mit ihren Beitritt (2004) - wenn auch unter erheblichen Zugeständnissen an Russland - ihre Sicherheit in der NATO zu festigen/7
Die #Ukraine wurde dagegen nur mit dem "Budapester Memorandum" (1994) vertröstet, dass keine festen Sicherheitsgarantien enthielt und spätestens seit 2014 sein Papier nicht mehr wert war/Ende
Matthäus Wehowski

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Historiker / research fellow (Ph.D) @HAIT_TUD. Schwerpunkt Polen, Sowjetunion/Russland, Ukraine. Mikroblogs zu Osteuropa. Verbringe meine Freizeit mit Büchern.
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