(1/6) Ein paar Worte zu den Wahlen in Thüringen und Sachsen: Das einzig Überraschende ist, dass es keine Überraschung gab. Die AfD schrammt am 85. Jahrestags des Angriffs auf Polen mit 32,8% nur knapp an einem neuen 33 in Thüringen vorbei.

(2/6) Seit fast dreißig Jahren werden die Menschen im Osten mit Samthandschuhen angefasst: So, als seien zarte, kleine Schneeflöckchen, die auf der Zunge der Wessis schmelzen. Die Politik definiert sie als genau die Opfer, zu denen sie sich selbst machen.

(3/6) Das Geschwätz vom Zurückholen abgewanderter Wähler, die Selbstkasteiung der etablierten Parteien hat genau so wenig Sinn wie das dummdreiste Nachplappern von AfD-Positionen in allen Parteien.

(4/6) Ja, ich weiß: Der Osten ist anders, er hat viele Brüche hinter sich und es geht bei vielen Wählern um das Gefühl, abgehängt zu sein oder davon bedroht zu sein. Unabhängig davon, ob es so ist! Und ja, Gefühle müssen ernst genommen werden – zu Hause genau wie in der Politik.

(5/6) Eine freiheitliche Gesellschaft, die ihr Fundament auf Gefühlen, Stimmungen und Geraune aufbaut, kann einpacken. Das Schöne an der Wahl ist, man hat Möglichkeiten. Das Blöde ist: man trägt auch Verantwortung für diese Wahl –als Politiker genauso wie als Wähler.

(6/6) Und wenn ich dann Putin-Klatschvieh wie AfD und BSW die Stimme gebe, dann bedeutet das, dass ich mit Freiheit überfordert bin und ein anderes autoritäres System will, in dem Freiheit kaum noch eine Rolle spielt.